Die nivale Stufe

Die nivale Stufe ab ca. 3000m zeichnet sich durch Fels- und Schuttgesellschaften aus und bildet meist kaum mehr größere Rasenflecken. Die hier lebenden Pflanzen benötigen besonders viel Licht und können sich deshalb in dichten Vegetationsbeständen nicht behaupten. Erstaunlicherweise finden sich trotz dieser unwirtlichen Bedingungen noch über 100 Arten von Blütenpflanzen. Berühmt geworden und geradezu ein Synonym für das Hochgebirge ist der Gletscher Hahnenfuß (Ranunculus glacialis), der sich an diese rauhen Bedingungen bestens angepasst hat.

In der Zone mit dauerhafter Schnee- bzw. Eisbedeckung finden sich ebenfalls noch Lebewesen. Allerdings sind diese Pflanzen mikroskopisch klein: Die Rotalge (Clamydomonas nivalis) fällt dem aufmerksamen Betrachter bei Massenauftreten durch die rote Färbung des Schnees (Blutschnee) auf. Die ausdauernsten und widerstandsfähigsten Bewohner der nivalen Stufe sind die verschiedensten Flechtenarten. Flechten sind symbiotische Doppelwesen aus Alge und Pilz. Gewisse Flechten haben vermutlich ein Alter, das auf das Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren zurückgeht. Sie siedeln auf bloßem Gestein und wachsen nur Bruchteile von Millimetern im Jahr. Sie leben von Wasser, Luft und Sonne. Flechten überstehen tiefste Temperaturen und größte Hitze. Nur aus der Luft decken sie ihren Bedarf an Wasser und Kohlendioxid. Auffallend im Ötztaler Hochgebirge ist die gelb-schwarze Landkartenflechte (Rhizocarpon geograficum).


Charakteristische (teils geschützte) Pflanzen-Arten:

  • Grünalge (Staurastum gurgliense)
  • Landkartenflechte (Rhizocarpon geograficum)
  • Sternlebermoos (Riccia breidleri)
  • Einfache Mondraute (Botrychium simplex)
  • Schwarzstieliger Streifenfarn (Asplenium adiantum-nigrum)
  • Krummsegge (Carex curvula)
  • Brand Knabenkraut (Orchis ustulata)
  • Kugelorchis (Traunsteinera globosa)
  • Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides)
  • Purpur-Enzian (Gentiana purpurea)
  • Schwarzes Kohlröschen (Nigritella nigra)
  • Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum)
  • Steinklee (Trifolium saxatile)
  • Gletscherhahnenfuß (Ranunculus glacialis)