Ab der alpinen Stufe (Lebensraum Alpine Rasen) fehlt die schützende Baumschicht. Alle Lebewesen sind hier den klimatischen Extremen der Witterung ausgesetzt. Insbesondere die Ausrichtung auf Sonn- oder Schattseite spielt hier eine Rolle für die vegetationskundliche Besiedelung.
Im Bereich der alpinen Stufe dominieren die Zwergstrauchheiden, die im Ötztal u.a. durch die Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) oder den Zwergwacholder (Juniperus sibirica) gebildet wird. In diesem Bereich wirkt insbesondere die Dauer der Schneelage als entscheidender ökologischer Faktor.
An Kuppen und Graten, wo der Schnee im Winter fort geblasen wird, finden sich andere Pflanzenarten als in den Geländemulden. In den Mulden, wo Schnee oft bis zu acht Monate oder länger liegen bleibt, entstehen die typischen artenarmen Pflanzengesellschaften der Schneeböden. Diese sind an die äußerst kurze Vegetationsperiode und ständig vernässten Böden gut angepasst.
In ihnen finden wir die wenige Zentimeter große Krautweide (Salix herbacea) – auch als „kleinster Baum der Welt“ bezeichnet. Die alpinen Bergwiesen mit ihrer kurzen sommerlichen Blütenpracht werden großteils von Gräsern, den Krummseggenrasen dominiert. Vegetative Vermehrung spielen für die Ausbreitung von Carex curvula die wichtigste Rolle. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Horste liegt bei etwa 0,9mm/Jahr.
Als herausragende Besonderheit der alpinen Stufe im Ötztal gilt das Vorkommen der Einfachen Mondraute (Botrychium simplex). Diese Art ist europaweit hochgradig bedroht und kommt im Raum Vent isoliert an fünf Standorten vor.
Eine bemerkenswerte Wiederentdeckung nahe Obergurgl betrifft die Grünalge Staurastum gurgeliense. Diese wurde im Jahre 1996 nach rund 100 Jahren von Experten der Universität Innsbruck „wiederentdeckt“ und detaillierter beschrieben.