Neophyten-Bekämpfungsmaßnahmen im Ötztal
Im Rahmen des österreichweiten Projektes „Landschaften voller Leben“ finden in der Naturpark Region Ötztal / Gemeinde Oetz und Gemeinde Längenfeld Neophyten-Bekämpfungsmaßnahmen von Springkraut und Staudenknöterich statt. Alle Standorte liegen entlang von Zubringerbächen in die Ötztaler Ache bzw. im Nahbereich der Ache und stellen damit ein erhöhtes Verbreitungsrisiko dar!
Bislang gibt es im Ötztal eine überschaubare Zahl von Vorkommen der beiden Arten, die ursprünglich in Asien beheimatet sind und als Bienenweide bzw. Gartenpflanze eingeführt wurden.
Problematisch bei beiden Arten ist…
- Die Bildung von sehr großen Beständen, die heimische Arten verdrängen. Beispielsweise werden bunte Ufersäume aus Blutweiderich, Mädesüß, Wasserminze oder Beinwell verdrängt.
- Die massive Ausbreitungsfähigkeit der beiden Arten: Mittels „Schleudersamen“ bis zu 7 m beim Springkraut bzw. durch enorme, unterirdische „Wurzel-Verlängerungskabel“ beim Staudenknöterich.
- Hohe finanzielle Kosten können die Folge von Ufererosion bzw. von Gebäudeschäden sein.
Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
Wichtigste Maßnahmen beim Springkraut ist die Verhinderung der Samenbildung! Denn mittels Schleudermechanismus der Schoten können reife Samen bis zu 7 m weit katapultiert werden! Dadurch werden schnell dichte Bestände gebildet. Das kann an Bachläufen problematisch werden, wenn bei Hochwässern die flachen Wurzelschichten des Springkrauts mitgerissen werden. Der aufgerissene Boden ist so der Kraft des Wassers schutzlos ausgeliefert. Das Bachufer kann weiter erodieren, beträchtliche Uferschäden sind u.U. die Folge.
Auch in der Landwirtschaft kann Drüsiges Springkraut problematisch werden. Die oberösterreichische Landwirtschaftskammer warnt vor dessen Verfütterung. Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufstörungen, Magen- Darm Krämpfe und Durchfall sind mögliche Vergiftungserscheinungen bei Tieren.
Im Sommer 2024 wurde im Rahmen des Förderprojektes „Landschaften voller Leben - Neophyten-Bekämpfungsmaßnahmen im Ötztal“ der Springkrautbestand entlang des Klammlasbaches und an der Ötztaler Ache händisch ausgerissen und fachgerecht entsorgt.
Staudenknöterich (Fallopia sp.)
Diese Pflanze besitzt einen mächtigen, reich differenzierten Wurzelstock, der 2/3 der Trockenmasse der Pflanze ausmacht. Wie bei einem Eisberg ist also nur ein Teil der Pflanze sichtbar, obwohl der Staudenknöterich bis zu 4 m hoch werden kann! Der Großteil der Pflanze ist unterirdisch angelegt. Genau dort befindet sich auch die Quelle für schier unerschöpfliches Pflanzenwachstum und die enorme Regenerationsfähigkeit!
Was als hauchdünne „Haarwurzel“ beginnt, kann einen Wurzeldurchmesser von bis zu 10 cm erreichen! Gebäudeschäden können die Folge sein, wenn die noch zarten Wurzeln ihren Weg in schmale Risse von Gebäudewände finden!
Ist ein Staudenknöterich-Bestand erst einmal etabliert, hilft nur noch das „Aushungern“. Durch regelmäßigen Schnitt braucht die Pflanze jeweils maximale Kraft für den Neuaustrieb und wird so über Jahre hinweg dezimiert.
Die Bestände in Längenfeld werden von den Bauhof-Mitarbeitern der Gemeinde und des Ötztal Tourismus in etwa monatlich geschnitten und das Pflanzenmaterial fachgerecht entsorgt.
Fachgerechte Entsorgung heißt in beiden Fällen Anlieferung in die Heißkompostieranlage in Roppen. Durch die hohen Temperaturen in dieser Anlage können die Pflanzen und Samen nachweislich unschädlich gemacht werden.
Eine Entsorgung im Hauskompost oder auf der Kompostieranlage der Gemeinden würde eine Ausbreitung hingegen vergünstigen.
Bewusstseinsbildung in diesem Sinne ist neben der Bekämpfung deshalb ein weiteres wichtiges Ziel der Neophyten-Bekämpfung.
Über die Bekanntgabe von weiteren Standorten freuen wir uns zwar definitiv nicht, wären für Ihre Mithilfe aber dankbar!
Im Idealfall bitte mit Fotos und GPS-Koordinaten oder mit genauer Ortsangabe an oberweger@naturpark-oetztal.at.
Danke!