Ein neuer Lebensraum entsteht – das Gletschervorfeld
Gletscher verschwinden und ziehen sich zurück. Aber zeitgleich entsteht dabei auch etwas Neues: die Gletschervorfelder. Diese eisfrei gewordenen Flächen wirken auf den ersten Blick wie unscheinbare, leblose Schutthalden. Der Eindruck trügt jedoch. Bereits nach 5 bis 10 Jahren werden die Flächen von Tieren und Pflanzen besiedelt und als Lebensraum genutzt. Jedes Jahr zieht sich der Gletscherrand des Rotmoosferners (gr. Bild, Gletscher im Talgrund) um ca. 20 Meter zurück und lässt das Gletschervorfeld wachsen. Entsprechend diesem Rückzug finden sich im Vorfeld nun seit 1850 verschiedenste Altersstadien von Pflanzen- und Tiergemeinschaften. Die ersten Ankömmlinge sind die so genannten Pioniere. Unter den Pflanzen ist das beispielweise der Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides, Bild li.), bei den Tieren vor allem räuberische Arten wie der Gletscherweberknecht (Mitopus glacialis, Bild mi.) oder verschiedene Laufkäfer. Talauswärts in den zunehmend älteren Standorten wird die Dichte der Lebewesen größer, Folgearten wie der Moränenklee oder der Gewöhnliche Wundklee (Anthyllis vulneraria, Bild re.) besiedeln den Lebensraum. Ein Themenweg führt über den Rücken der Hohen Mut zum Gletschervorfeld im Rotmoostal.
Gefährdung/ Schutz
Gletscher und Gletschervorfelder werden im NATURPARK ÖTZTAL seit über 100 Jahren durch naturkundliche Forscher untersucht. Die alpine Forschungsstelle Obergurgl der Universität Innsbruck gilt dabei als unverzichtbarer Stützpunkt für die vornehmlich sommerlichen Geländeaufnahmen. Gletscher und Gletschervorfelder sind als eigens geschützter Lebensraum besonder empfindlich gegen Belastungen.
Literatur
- E.M. Koch 2010, NATURPARK ÖTZTAL - Flyer „Von Gletschern Granaten und Glockenblumen“
- E.M. Koch, B. Erschbamer (Hg) 2010: Glaziale und periglaziale Lebensräume im Raum Obergurgl