Der Baumschläfer (Dryomys nitedula) im Fokus
Er ist nur knapp 10 Zentimeter groß, wiegt etwa 25 Gramm und ist an seinem grauen, dichten Fell und an seiner schwarzen Gesichtsmaske von der Nase bis zu den Augen erkennbar. Ihn im Wald oder Unterholz zu entdecken, gilt als eine kleine Sensation. Denn der Baumschläfer, der zur Familie der Bilche zählt, ist selten. Um mehr über den kleinen Allesfresser zu erfahren oder ihn überhaupt zu finden, tragen Expertinnen aus verschiedenen Regionen der Terra Raetica laufend Informationen über seine Lebensweise, seine Ernährungsgewohnheiten und seinen Lebensraum zusammen. „Es geht darum, mehr Wissen über diese seltene Tierart zu erlangen und um einen langfristigen grenzüberschreitenden Artenschutz gewährleisten zu können“, so Projektkoordinator Thomas Schmarda, Geschäftsführer des NATURPARK ÖTZTAL.
Die Projektziele – was wird untersucht?
Im Projekt werden an mehreren Standorten im NATURPARK ÖTZTAL, Nationalpark Stilfserjoch und im UNESCO Biosphärenreservat Engiadina Val Müstair verschiedene Aspekte wie Nahrung, Lebensraumansprüche, Aktivitätsrhythmus und Populationsbiologie untersucht. Aus den Ergebnissen werden grenzüberschreitende Schutzmaßnahmen abgeleitet. Ergänzend soll in der Naturpark-Region Kaunergrat im Zuge eines Citizen-Science-Projektes mit den regionalen Förstern der erste Nachweis eines Baumschläfer-Vorkommens gelingen. Durch gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit und eine Wanderausstellung soll die Tiergruppe der Bilche bekannter gemacht und die Bevölkerung dafür sensibilisiert werden.
Melde deinen Fund
Wenn Sie in Ihrem Umfeld, im Gartenhaus oder bei Ihren Wanderungen durch den Wald einen Baumschläfer oder einen seiner engen Verwandten - den Siebenschläfer, Gartenschläfer oder die Haselmaus - sichten, so teilen Sie uns das bitte mit. Sie unterstützen damit aktiv die Erforschung dieser seltenen Tiere. Fotos, Videos und weitere beschreibende Informationen sind für die Bestimmung besonders hilfreich. Nutzen Sie dazu das „Fundformular Baumschläfer & Co“ vorerst auf der Website des NATURPARKS ÖTZTAL (www.naturpark-oetztal.at), ab Frühjahr dann auf den Websites aller Projektpartner. Ihr wertvoller Fund wird von unseren Expertinnen geprüft – Sie bekommen verlässlich und zeitnah Rückmeldung. Wir bedanken uns herzlichst für Ihre Mithilfe.
Projektpartner
Die Projektkoordination liegt beim NATURPARK ÖTZTAL/NORDTIROL in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung (GWR)/ Südtirol. Assoziierter Partner ist die UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair/Graubünden. Das Projekt wird von der EU über das INTERREG-Programm (Italien – Österreich) und vom Land Tirol (Abteilung Umweltschutz) gefördert und von den Regionalmanagements Imst, Landeck und Vinschgau unterstützt. Zudem beteiligen sich am Projekt die Schutzgebiete in der Terra Raetica.
Wissenschaftliche PartnerInnen
- apodemus – Institut für Wildtierbiologie (Haus im Ennstal, Österreich)
- Eva Ladurner, Kleinsäuger-Expertin (Marling, Italien)
- Öko Tester – Ökologische Gutachten und Inventare/Pro Bilche (Basel, Schweiz)
Zitate
„Der Baumschläfer kommt bei uns in relativ häufigen Lebensräumen wie Fichtenwäldern vor, der Lebensraum kann demnach kaum ein Grund für seine Seltenheit sein. Es muss also andere Ursachen für das geringe Vorkommen der Art geben, die wir in unserem länderübergreifenden Projekt herausfinden möchten. Erst dann können sinnvolle Maßnahmen für den Schutz dieses seltenen Säugetiers getroffen werden.“
Eva LADURNER, Kleinsäugerexpertin, Südtirol.
„Neben den schutzbedürftigen Wiesenbrütern und der Schmetterlingsvielfalt haben wir nun auch den fast unsichtbaren Baumschläfer in der Terra Raetica, wir wussten es nur lange nicht. Es ist erstaunlich, wie wenig erforscht die Natur nach wie vor ist. Umso bereichernder ist es, hier grenzüberschreitend tätig werden zu können.“
Peter Luis THALER, GWR, Südtirol
„In der Terra Raetica der Schweiz finden wir den Baumschläfer meistens in der Umgebung von schattigen Auen und Bachgehölzen. Es ist sehr wichtig herauszufinden wie die Baum-schläfer mit diesem sehr wechselhaften, vom Klimawandel und der menschlichen Nutzung stark beeinflussten Lebensraum umgehen, um einen wirksamen Schutz des Baumschläfers und seiner Lebensräume bewirken zu können.“
Regula TESTER, Fa. Öko Tester, Kleinsäugerexpertin, Schweiz
„Mit dem Baumschläfer haben wir eine in der Terra Raetica vorkommende, seltene Tier-art über die wir bisher nur sehr wenig wissen. Gemeinsam, über die Grenzen hinweg, können in den nächsten Jahren wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. Wir hoffen hier sehr auf die Unterstützung durch die Bevölkerung, um mehr über die Verbreitung des Baumschläfers und seiner Verwandten zu erfahren.“
Angelika ABDERHALDEN, UNESCO Biosfera Engiadina Val Mustair, Schweiz
„Es ist dringend notwendig mehr über die Lebensweise des Baumschläfers zu erfahren. Denn nur wenn bekannt ist wie seine Lebensräume aussehen, ist es möglich diese zu fördern und langfristig zu schützen. Wir freuen uns daher über die Möglichkeit zur Umsetzung eines Forschungsprojektes und sind schon sehr auf die Ergebnisse gespannt!“
Christine & Stefan RESCH, Fa. apodemus, Österreich, Nordtirol.
„Baumschläfer sind sehr scheu und in freier Wildbahn schwer nachzuweisen. In diesem Projekt wird erstmals versucht einen Nachweis für unsere Region zu erbringen. Wir sind schon sehr auf das Ergebnis gespannt und sind froh, dass wir an diesem grenzüberschreitenden Projekt teilnehmen können.“
Ernst PARTL, Naturpark Kaunergrat, Österreich, Nordtirol
Bilder
- Bild 1: TeilnehmerInnen Jahrestreffen 2024 in Südtirol/Naturns ©Naturparkaus Texelgruppe
- Bild 2: Baumschläfer & Co im Fokus ©Milos Andera
Rückfragen - Mag. Thomas SCHMARDA, NATURPARK ÖTZTAL, T 0664 1210350, schmarda@naturpark-oetztal.at